Das Hessenfest macht Appetit auf mehr: Liberale freuen sich über großen Zuspruch bei der Premiere
Der Duft der rosafarbenen Kastanienblüten mischte sich mit dem der Bratwürstchen, die Blätter der alten Bäume boten Schatten und ein leichtes Lüftchen wehte über den Platz. Die Steinbacher Freidemokraten hatten sich einen idyllischen Flecken für ihr erstes Hessenfest ausgesucht und waren zufrieden mit ihrer Wahl. „Es sollte nicht das letzte Fest an dieser Stelle gewesen sein“, ist Markus Wittek, der zusammen mit seiner Mutter Claudia Ideengeber und Organisator der Veranstaltung war, sicher. Und er betonte: „Wir Hessen können stolz sein, auf das, was wir haben. Und wir Steinbacher sind nun mal echte Hessen.“
Da pflichtete ihm auch Lars Knobloch, der Ortsverbandsvorsitzende der FDP, ohne lange nachzudenken bei. Steinbach habe sich, seit es am Programm „Soziale Stadt“ teilnehme, enorm zu seinem Vorteil entwickelt. „Nicht nur städtebaulich, sondern auch sozial.“ Die Steinbacher seien einander nähergekommen, und es sei mehr Gemeinschaft entstanden. Das Gesicht der Stadt habe sich ebenfalls zum Positiven entwickelt. „Es ist heute ein ganz anderes als noch vor zehn Jahren“, ist Knobloch überzeugt. Allerdings gelte es jetzt nach mehr als zwei Jahren, die Bürger aus einer großen Corona-Lethargie herauszuholen und sie die beunruhigenden Nachrichten von Krieg in Europa oder Klimakrise mal für einige Zeit vergessen zu lassen. Ein solches Hessenfest könnte der Anfang einer ganzen Reihe von Veranstaltungen sein, für die sich der Freie Platz mit seinem Flair anbiete, sind sich beide Politiker einig.
Jetzt hofft der Parteivorsitzende erst einmal, dass das Parlament heute Abend zustimmt und Steinbach sich am bundesweit ausgeschriebenen Programm „Lebendige Zentren“ beteiligen kann. Sollte die Stadt dort einen Platz bekommen, erhofft sich Knobloch davon eine weitere Entwicklung Steinbachs zum Positiven.
Ein Ort, an dem man sich gerne trifft
Der Freie Platz, der zuvor nach der Partnerstadt Pijnacker benannt war, sei von alters her Treffpunkt gewesen. Gelegen zwischen Kirchgass und Gemaagass sei er über Jahrhunderte der Mittelpunkt des Dorfs gewesen. Hier gab es zwei Gasthäuser, und hier wurde die Kerb gefeiert. Am Brunnen hatten die Steinbacher ihr Wasser geholt und dabei ein Schwätzchen gehalten. So könnte es wieder werden, ist Markus Wittek sicher.
Seit der Gebietsreform 1972 hat Steinbach die Stadtrechte und ist seitdem mächtig gewachsen. Aber der Platz liegt immer noch mittendrin und bietet sich perfekt an, um miteinander zu plaudern. Am Sonntag war die erste Gelegenheit nach langer Pause, und die Freidemokraten hatten sich nicht nur in Sachen Treffpunkt an ihre Wurzeln erinnert. Auch beim Essen und Trinken holten die Verantwortlichen der FDP Urhessisches hervor: Auf der Speisekarte standen nicht nur Bratwürstchen vom Grill, sondern auch Grüne Soße mit Eiern und Kartoffeln sowie Handkäs‘ mit Musik. Den Durst konnten die Gäste mit Apfelsecco und Äppler löschen. Und der war etwas Besonderes: „Die Kelterei Roth aus Eschborn, von der unser Apfelwein kommt, kauft die Äpfel der Steinbacher Streuobstwiesen für ihr Stöffche“, erzählt Wittek. Da bekommt die Vehemenz, mit der die Steinbacher ihr Land gegen eine Wohnbebauung verteidigen, noch mal eine ganz andere Perspektive.
Unterstützung gab’s bei der Premiere des Hessenfests auch von prominenter Seite. Während die Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger und der langjährige Bürgermeister und derzeitige Landtagsabgeordnete Dr. Stefan Naas wegen Terminverschiebungen erst später kommen konnten, war die Wehrheimer Apfelblütenkönigin Marie-Louise I. bereits bei der Eröffnung dabei. Am vergangenen Sonntag in ihr Amt eingeführt, absolvierte die Hoheit in Steinbach ihren ersten öffentlichen Auftritt. Markus und Claudia Wittek hatten sie bei ihrer Inthronisation besucht, und diesen Termin an Ort und Stelle ausgemacht.
Quellenangabe: Gerrit Mai, Taunus Zeitung, Ausgabe 16. Mai 2022