Eine Planwagenfahrt durch die „Josefstadt“

18.07.2018

An diesem, mit 30°C sehr heißen Mittwoch, ging es bei der zweiten FDP-Ferienfraktion um das Schwerpunktthema „Josefstadt“, wo Frankfurt westlich der A5 seinen neuen Stadtteil errichten möchte. Richard Bickert und Nicklas Sulzbach, zwei Oberurseler Landwirte, die sich gegen das Bauvorhaben von Frankfurt engagieren, fuhren uns mit zwei Planwagen und interessierten Steinbachern durch das geplante Baugebiet. Einige sportliche Steinbacher kamen auch mit ihren Fahrrädern und fuhren hinterher.

Nach der Begrüßung durch den stellv. Fraktionsvorsitzenden Kai Hilbig, gaben Bürgermeister, Dr. Stefan Naas und 1. Stadtrat Lars Knobloch ein kurzes Update der momentanen Situation:  „Die bebaute Fläche des geplanten Stadtteils von Frankfurt soll 190 Hektar betragen, das entspricht der bebauten Fläche von Steinbach. Mit dem Unterschied, dass im neuen Stadtteil von Frankfurt 30.000 Menschen leben sollen, während es in Steinbach 10.500 Menschen sind. Damit ist Steinbach übrigens die drittdicht besiedelte Stadt in Hessen!“

Nicklas Sulzbach von der Initiative Heimatboden bestätigt, dass die Ackerflächen rund um dieses Gebiet eine sehr gute Qualität haben. „Wir reden hier über einen Boden, der eine 9-Meter tiefe Lössschicht aufweist. Das bedeutet, dass man erst in dieser Tiefe Steine findet. Das ist ein Boden von höchster Qualität mit 90 von 100 Punkten. Böden können nicht umziehen. Man kann sie nicht abtragen und woanders in gleicher Qualität wieder aufbringen. Dieser Boden wäre in seiner Qualität verloren.

Und dann sind da noch die Hochspannungsleitungen. Die eine, die direkt an der A5 liegt, müsste nach den aktuellen Vorgaben 400 Meter von der nächsten Bebauung liegen. Die kleine, in Richtung Weißkirchen liegend, immerhin noch 80 Meter. Wenn diese Vorgabe nicht wieder gekippt wird, ergäbe eine (Rest-) Bebauung westlich der A5 wahrscheinlich noch weniger Sinn.

Warum ist es so wichtig über diese Stromtrassen zu diskutieren? Von Stromtrassen gehen gesundheitsgefährdende Magnetfelder aus. In den meisten Ländern der EU gelten daher Grenzwerte von 100 Nano-Tesla. Ab 200 Nano-Tesla steigt, nach einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation für Kinder, das Risiko, an Krebs zu erkranken. Um die Gefahr abzuwenden, kann man Sicherheitsabstände, wie die geplanten 400 Meter einhalten. Setzt die Landesregierung die Abstandsregelung von 400 Metern durch, wäre das westliche Baugebiet praktisch hinfällig.

Lars Knobloch: „Natürlich sehen wir auch den Bedarf der Stadt Frankfurt an zusätzlichen Wohnraum, deshalb haben wir auch keine Einwände gegen einen neuen Stadtteil östlich der A5. Was wir aber nicht wollen ist eine Trabantenstadt direkt an unserer Stadtgrenze!“

Auch in Steinbach sieht man, dass für ein gesundes Miteinander in der Rhein-Main-Region, die Notwendigkeit zur Entwicklung von Bauland dringend gegeben ist. Der überhitzte Immobilienmarkt muss entlastet werden, so dass Bauen und Wohnen wieder bezahlbar werden kann. Warum dieses aber ausschließlich an der Gemarkungsgrenze zu Steinbach geschehen soll, erschließt sich den Steinbacher Freien Demokraten nicht.

Kai Hilbig: „Natürlich verstehen wir die Gedanken von Frankfurt,  aber wir haben in Steinbach über Jahrzehnte unsere Hausaufgaben gemacht und in dieser Zeit immer wieder Wohnraum, auch günstigen Wohnraum, geschaffen. Wir haben in den 1960er Jahren durch die vielen Hochhäuser tausende von Wohnungen gebaut, in denen Menschen leben, die in und für Frankfurt gearbeitet haben und es auch heute noch tun. Und jetzt sollen wir wieder ran? Ich meine, wenn Frankfurt von einer gemeinschaftlichen Aufgabe des Regionalverbandes spricht, dann kann es nicht immer Steinbach sein, das die Region retten soll. Dazu sind wir zu klein – und genau das wird meiner Meinung nach jetzt von den Frankfurtern ausgenutzt.“

„Wir müssen die Spannung hochhalten und jeden Tag zeigen, dass wir da sind. Es geht um unseren Lebens- und Freizeitraum und damit um unser Steinbach“, so Kai Hilbig zum Abschluss einer sehr beeindruckenden FDP-Ferienfraktion.