Radfahren in Steinbach: RADVision Fahrradstadt Steinbach soll ein konstruktives Umdenken einleiten

05.02.2021

Das Fahrradfahren erlebt derzeit eine Wiedergeburt und wird auch in Steinbach immer beliebter. Ob es nun Freizeit- und Wochenendfahrer, der kleine Einkauf, Berufspendler oder sogar gewerbliche Nutzer sind: Sie alle bewegen sich mit ihrem Rad auf Steinbachs Straßen und Wegen, die sie sich mit den Kraftfahrzeugen und Fußgängern teilen müssen. Alle sollen sich sicher bewegen können und alle sollten sich an ihre Regeln halten. Das war der rote Faden, der sich immer wieder durch die Diskussionen der letzten Veranstaltung „Freie Gedanken: Ihre Ideen für Steinbach!“ zum Thema Radfahren zog.

Mit der Novellierung der Straßenverkehrsverordnung im vergangenen Jahr hat der Gesetzgeber deutliche Akzente gesetzt: Werden Fahrradfahrer im Straßenverkehr von Fahrzeugen überholt, dann muss immer ein Sicherheitsabstand von 150 cm eingehalten werden. „Ob man will oder nicht – man muss sich seit dem letzten Jahr daran halten“, sagt Kai Hilbig, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten und fügt hinzu: „Wenn wir jetzt so oder so den Fahrradfahrer vor uns nicht so einfach überholen dürfen, dann können wir auch gleich den nächsten Schritt andenken und ihm seinen Raum farblich zuweisen.“ Wir finden heute schon im Stadtgebiet einige durch Strichlinien abgeteilte Bereiche für Radfahrer – es gibt aber keinen Grund, dieses nicht auch einheitlich und vor allem durchgängig zu gestalten. Die Bahnstraße hat von oben bis unten den gleichen Verkehrsfluss. Was soll die bisherige teilweise Markierung also ausdrücken? Darf ich hier Radfahrer überholen und woanders nicht? Mit einer eindeutigen und durchgehenden Markierung wird diese Frage ohne ein Nachdenken beantwortet.

Im Steinbacher Stadtgebiet sind nahezu alle Straßen mit Parkplätzen versehen. Radfahrer und parkende Fahrzeuge passen nicht immer zusammen und es entstehen sehr schnell gefährliche Situationen. Warum sollten wir nicht einmal über Fahrradstreifen mittig auf der Straße nachdenken? Oder über Fahrradstraßen oder weitere Schutzstreifen oder über „Pop-up-Radwege“? Viele Mitbürger können diese Begriffe nicht zuordnen und den Freien Demokraten geht es oftmals auch nicht anders. Daher hatten wir uns schon im vergangenen Herbst mit dem ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) in Verbindung gesetzt, um für den Dezember oder Januar zwei Informationsveranstaltungen für Jedermann im Bürgerhaus zu organisieren. Die geltenden Beschränkungen der Corona-Zeit haben diese Veranstaltungen bisher unmöglich gemacht. Aufschoben ist nicht aufgehoben: Beide Veranstaltungen werden so schnell wie möglich nachgeholt, damit die Steinbacher Bürgerinnen und Bürger, sich selbst ein Bild von den Möglichkeiten machen können. Die Steinbacher Freien Demokraten sehen diese Veranstaltungen als einen Einstieg in die Diskussion. „Das Thema Radverkehr werden wir nicht von heute auf morgen mit einem großen Knall umsetzen – es geht vielmehr darum, dass wir irgendwann gemeinsam mit dem Umdenken beginnen“, sagt Kai Hilbig.

Ein weiteres Thema in der Diskussionsrunde Freie Gedanken war, dass Fahrräder besser vor Diebstahl geschützt werden müssen. Inoa Hildebrandt, junger Listenkandidat der Freien Demokraten und leidenschaftlicher Radfahrer seit Kindertagen, fordert dazu mehr moderne Fahrradbügel zum Anketten der Fahrräder im Stadtgebiet und Fahrradboxen im S-Bahnbereich. Wenn wir bei Fahrzeugen über Park & Ride reden, dann kann man auch über ein ordentliches Bike & Ride nachdenken. Warum nicht ein kleines Fahrradparkhaus nach dem Vorbild der großen deutschen Fahrradstadt Münster? Wird dieses von der Privatwirtschaft betrieben, scheint an diesem Ort sogar eine Videoüberwachung möglich.

Bei aller Liebe zum Fahrrad, müssen wir in den vergangenen Jahren auch kritisch sehen, dass sich viele Radfahrer anscheinend in einer ganz eigenen Regelwelt bewegen: Vor der roten Ampel mal eben über den Fußgängerbereich ausweichen oder dem grundsätzlichen Benutzen des Fußgängerweges – das ist heute leider eher die Regel, denn die Ausnahme. Gelten Tempolimits auch für Radfahrer und müssen die coolen Fahrräder keine Klingel oder Licht haben? Die Verärgerung über diese „kleinen Sünden des Alltags“ waren im Chat immer wieder zu spüren. Für die Freien Demokraten steht eindeutig fest: Die Straße gehört Fahrzeugen und den Radfahrern, klare Radwege nur den Radfahrern, Gehwege den Fußgängern und kleinen Kindern mit Rädchen. „Auf Steinbachs Straßen muss Ordnung herrschen“, sagt FDP-Stadtrat Walter Schütz und ergänzt: „Wir müssen allen Verkehrsteilnehmern Sicherheit geben und Rücksichtslosigkeit muss geahndet werden.“

Kai Hilbig und Inoa Hildebrandt an einer Schwachstelle der Fahrbahnmarkierung