FDP-Stadtradeln 2020: Viele Kilometer – einige neue Erkenntnisse – eine Vision

19.09.2020

Das diesjährige Stadtradeln hatte auch die Freien Demokraten Steinbachs erfasst und mit dem völlig ungefährlichen Rad-Virus infiziert. Vom 30. August bis zum 19. September 2020 fanden sich die FDP-Radler*innen zusammen. Wobei der Begriff nur virtuell passt: Es wurde nicht in der Gruppe gefahren – jede Radlerin und jeder Radler hat das eigene Ergebnis erfasst und in die dazugehörige App eingetragen. Dabei ging es nicht um möglichst viele Radkilometer, sondern um das Umdenken. Der bekannte Leitgedanke der Freien Demokraten kann in diesem Zusammenhang nicht besser zur Geltung kommen:  DENKEN WIR NEU!

Brauche ich bei jedem Weg mein Auto? Kann ich einen Ausflug auch in der näheren Rad-Umgebung machen? Kann ich zur Arbeit oder zur Uni vielleicht auch mit dem Rad fahren?

Das alles geht und macht zudem eine Menge Spaß. Wie so oft, fehlt der erste Schritt. Ist dieser einmal gemacht, sind alle weiteren plötzlich gar nicht mehr so schwer. Das war die erste wichtige Erkenntnis. Eine zweite Erkenntnis ist, dass vieles mit dem Rad tatsächlich schneller geht und sei es, weil man sich die Parkplatzsuche erspart.

Zur Wahrheit des Steinbacher Fahrradfahrens gehört aber auch, dass das alles nicht ganz so einfach ist – oder besser gesagt: man fühlt sich auf den Straßen irgendwie nicht sicher. Und das ist eben auch eine Erkenntnis: Vielen von uns Neu-Radlern ist ganz schnell klar geworden, warum wir keine Fahrradkinder mehr im Stadtverkehr sehen; warum mehr Radfahrer die Gehwege nutzen als die vorgesehene Straße und warum man selbst oftmals so ein Unbehagen auf dem Rad hat: es erscheint einfach zu gefährlich.

Das obwohl sich die Fahrradwelt weitergedreht hat. Galten bisher Fahrräder als geduldetes Beiwerk zum KFZ-Straßenverkehr, so muss spätestens seit diesem Frühjahr ein Umdenken stattfinden. Die Novelle der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) zwingt uns Autofahrer nun zu einem neuen Verhalten. Das ist neu:

Der Mindestüberholabstand ist noch einmal mit 1,50m explizit hervorgehoben worden. Diese Regelung gilt unabhängig davon, ob Radfahrende auf der Fahrbahn, auf „Schutzstreifen“, Radfahrstreifen oder geschützten Radfahrstreifen unterwegs sind. Faktisch bedeutet diese Regel ein Überholverbot an Stellen, die nicht die notwendige Breite haben.

Nebeneinanderfahren ist da erlaubt, wo anderer Verkehr nicht behindert wird. Aber solange genug Platz zum Überholen ist, ist keine Behinderung gegeben.

Das Halten von Kraftfahrzeugen auf sogenannten „Schutzstreifen“ war bisher bis zu drei Minuten erlaubt – jetzt ist laut StVO das Halten verboten.

Ein „weiter so wie bisher“ ist nicht mehr möglich. Es ist nun alles anders – und wenn es schon anders ist, dann sollten wir schauen, wie wir damit umgehen. Vor allem sollten wir schauen, ob wir diese Situation nicht als Chance verstehen und nutzen. Dafür bedarf es neuer Sichtweisen: Freies Denken – neue Ideen für Steinbach!

Wir brauchen eine Vision:

RADVision – Fahrradstadt Steinbach

Wir müssen Radverkehrswege erkennbar machen. Und zwar richtig. Die bisherigen gestrichelten Linien mit abgefahren Fahrradsymbolen taugen in dieser Form nicht mehr als Ausweisung von Fahrradbereichen. Hier muss dringend Farbe ins Spiel! Und zwar besonders kräftige Farben – vielleicht sogar in Steinbach Blau. Nur so können bei allen Licht- und Wetterbedingungen diese Bereiche vorausschauend erkannt und für alle Teilnehmer sicher eingeschätzt werden. Jeder Verkehrsteilnehmer muss den gesetzlichen Vorrang der Radfahrer auch auf der Straße sehen können. Das gilt nicht nur für die großen Hauptstraßen, sondern auch für die vielen Nebenstraßen. Hier müssen wir kreativ in Fahrradstreifen und Fahrradstraßen, sowie Einbahnstraßenregelungen (aufgehoben für Radfahrer) denken.

Das neue Konzept wird auch einen Einfluss auf den fließenden Verkehr haben. In einer Fahrradstadt wird mit großer Sicherheit anders gefahren: es wird sicherer gefahren.

Denken wir neu – denken wir groß!

Dazu brauchen wir viele Bürgerideen und Erfahrungen, dafür brauchen wir Verkehrsexperten und natürlich brauchen wir dafür finanzielle Mittel. Wir brauchen dazu den neuen Klimaschutzmanager und wir brauchen Mut. Aber egal wie schwer oder wie sperrig das Thema auch erscheint – vor allem brauchen wir den ersten Schritt.

Lars Knobloch, Ortsverbandsvorsitzender sagt: „Die Freien Demokraten werden das Thema Rad-Mobilitätsmanagement zu einem zentralen Thema des kommenden Wahlprogramms und damit auch der kommenden Jahre machen.

Gemeinsam haben wir in den vergangenen 10 Jahren unser Steinbach zu einer modernen Stadt umgestaltet – gemeinsam werden wir auch das Fahrrad wieder auf die Straße bringen können und Steinbach zur ersten Fahrradstadt im Vordertaunus machen“.

Eine Fraktion der Steinbacher Stadtverordnetenversammlung will in der nächsten Sitzung den Bürgermeister fragen, welche Maßnahmen die Stadt Steinbach ergreifen will, um die Situation der Radfahrer in Steinbach zu verbessern. Kai Hilbig, stellvertretender Ortsverbandvorsitzender hat dazu eine klare Meinung: „Die FDP Steinbach hat einen anderen Ansatz: Wir wollen den Radverkehr in Steinbach, zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern und deren Ideen und Gedanken zum neuen Leitthema der kommenden Jahre machen“ und ergänzt „wir müssen sowieso umdenken, weil die Fahrradwelt neue Rechte bekommen hat. Dann können wir es auch gleich richtig machen und Umwelt, Sicherheit, Verkehrsfluss und klar erkennbare Regeln in Steinbach umsetzen.“

Mit vielen großen und kleinen Schritten und Ideen. Unsere ersten konkreten Überlegungen sind beispielsweise mehr Fahrradständer in Steinbach anzubringen. Es fehlen gute Abstellmöglichkeiten (Bügel) entlang der Bahnstraße, wenn man Einkaufen geht, um sein Rad gut abschließen zu können.

Allen Freien Demokraten in Steinbach ist klar, dass eine RadVision – Fahrradstadt Steinbach nicht zum Nulltarif und vor allem nicht von heute auf morgen umsetzbar ist. Aber nur wenn man sein Ziel kennt, kann man auch seinen Weg gehen.

Am Steinbacher Stadtwald
Am S-Bahnhof Steinbach
Am Apfelweinbrücke