Redebeitrag zum Thema: Steinbacher Vereine, Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, von Kai Hilbig am 17. Juni 2019

17.06.2019

Antrag der Fraktion Buendnis 90 Die Grünen – Steinbacher Vereine

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren vom Magistrat, sehr geehrte Kollegen, liebe Bürger,

in der Tat haben wir, mit der Verabschiedung von Dr. Naas und der Vereidigung von Steffen Bonk zwei stimmungsvolle und besonders gelungene Feierlichkeiten erlebt. Der Steinbacher Gesangverein Frohsinn, aber auch das Jugendorchester des Hochtaunuskreises haben dabei einen passenden würdigen und unterhaltsamen Rahmen geboten. Wohl jeder der Anwesenden hat besonders, die eher ungewöhnliche, vergangene Stadtverordnetenversammlung mit Steffen Bonk genossen und ich erinnere mich, wie wir im kleineren Kreis darüber gescherzt hatten, dass man so ein Rahmenprogramm doch bei jeder Stadtverordnetenversammlung machen könne.

Wie gesagt: „wir scherzten“…

Kein Scherz schien dann, liebe BündnisGrünen, vor 13 Tagen Ihr vorliegender Antrag zu sein. Wenn wir diesem Antrag heute zustimmen werden, dann können wir in der kommenden Sitzung noch einmal

·    den Gesangverein sehen und hören

·    Im Oktober bietet sich eine 5-Minuten-Partie Schach des  Schachvereins mit spanischer Eröffnung an

·    Die Dezembersitzung läuten die Angler mit einem Bühnen-Wettangeln ein.

·    Im neuen Jahr beginnen wir dann mit einer Musterblutspende auf offener Bühne.

Ja, das alles sind Steinbacher Vereine – und jeder hätte dann die Möglichkeit, vielleicht sogar den Druck, sich zu präsentieren.

Im Grunde verstehe ich ja Ihren Hintergrund. Sie meinen es sogar gut und wollen den Vereinen wirklich Gutes tun. Aber vielleicht ist das Vereinsleben in Steinbach doch nicht ganz so Ihre größte Kernkompetenz.

Ich verstehe auch, dass alle Parteien im Moment in Aufruhr sind. Die einen sind jetzt die noch besseren Klimaschützer und die anderen ersinnen vielleicht, dass bei Umfrageergebnissen von 25% nur noch etwas gelebte Gesellschaft im Portfolio fehlt und schon wäre man die Volkspartei und damit eine absolute Nummer 1. So wird es nicht funktionieren…

Liebe Kollegen, haben Sie sich einmal gefragt, wer für eine künstlerische Einstimmung in Steinbach überhaupt in Frage kommt? Aus unserer Sicht wären das der schon genannte Gesangverein (allerdings nicht die Kleinsten, weil für die wäre es dann vielleicht an einem Montag doch etwas spät), dann die Hip-Hop-Tänzer, die Tanzgruppen der Pitschetreter, TG08 und des SCC. Ellen Breitsprechers Talente, die Akkordeonspieler…

Haben Sie im Vorfeld mal mit möglichen Interessenten gesprochen? Was denken sie? Können… oder besser: wollen die Vereine das überhaupt? Wir vermuten, dass Sie sich möglicherweise nicht im Klaren sind, wie viele Stunden, Tage und Monate unsere Vereine für ihre Auftritte trainieren müssen, und diese dann auch entsprechend bestreiten. Sie treffen sich wöchentlich 1 bis 2x zum Trainieren. Dann die vielen Veranstaltungen, nicht alle in Steinbach – aber meistens am Wochenende. Einige von diesen Vereinen organisieren Trainingslager für ihre Gruppen, damit sie für ihre Auftritte intensiver trainieren können. Andere Gruppen treten bei Turnieren auf. Wiederum andere haben Wettkämpfe innerhalb des Vereins, die sie absolvieren müssen. Bei allem dürfen wir nicht die Eltern dieser Kinder und Jugendlichen vergessen: sie sind es, die ihre Kinder zu den Veranstaltungen, Turnieren und Wettkämpfe hinfahren werden.

Und jetzt soll noch ein Montagabend dazukommen. Möglicherweise im 5-Minuten-Takt. Mal eben kurz. „Mal eben kurz“ bedeutet aber in richtigem Deutsch: anfahren, sich umziehen, auftreten, sich wieder umziehen und nach Hause fahren, ggf. in Begleitung ihrer Eltern. Das wäre mindestens eine Stunde Zeitaufwand für einen fünf Minuten Auftritt. Wollen Sie das wirklich? Wollen Sie das zur eigenen Einstimmung? Wollen Sie das wirklich zur eigenen Erbauung?

Die Vereine brauchen nicht noch eine Plattform, oder wenn ich aus Ihrem Antrag zitieren darf: „So haben die Vereine die Möglichkeit einen Auftritt vor Publikum und Pressevertretern zu haben“. Wenn die Vereine etwas brauchen, dann ist es keine weitere Plattform, sondern ein Zuspruch über das ganze Jahr hinweg. Wenn es Ihnen so wichtig ist, dass die Vereine diesen Zuspruch und diese Aufmerksamkeit bekommen sollen, dann gehen sie doch bitte zu den vielfältigen Veranstaltungen der Vereine einfach hin.

Es wäre so einfach: Dort sehen Sie die Vorführungen im Original, dort sehen Sie die Akteure in Jung und Alt. Dort können Sie auch noch ein Stück Kuchen, einen Kaffee oder vielleicht auch ein Los kaufen. Bei Veranstaltungen, die nicht an einem Donnerstag stattfinden, wäre vielleicht sogar eine Bratwurst eine wunderbare Abwechslung. (Anmerkung im Nachgang: Donnerstag/Bratwurst = Verweis auf den Donnerstag-gleich-Veggie-Day-Gedanken der Grünen). Dort treffen Sie übrigens auch uns, die wir schon da sind. Sie treffen dort vielleicht auch mich und können von mir gerne die Termine für weitere interessante Steinbacher Veranstaltungen erfahren.

Für heute allerdings, liebe Kollegen der BündnisGrünen, möchte ich etwas tun, warum ich unter anderem in die Politik gegangen bin: ich möchte groben Unfug vermeiden! Die Fraktion der Freien Demokraten wird daher Ihren Antrag in keinster Weise unterstützen. Er trifft nicht einmal ansatzweise das, was sie eigentlich bewirken wollen. Und ich bitte noch etwas zu bedenken: Wir sind die Stadtverordnetenversammlung. Wir sind hier nicht zur Erbauung – sondern weil wir die Vertreter  unserer Mitbürger sind. Wir sind hier zum Arbeiten. Ein Parlament darf und muss zu besonderen Anlässen künstlerisch gestalterische Elemente einbauen. Dann hat es Würde und Stil – alles andere überlassen wir bitte den Vereinen oder Plattformen wie dem kommenden Stadtfest. Die können das viel besser.