Wortbeitrag zum Thema Tempo 30 von Heiko Hildebrandt am 7. 4. 2014

07.04.2014

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Frau Stadtverordnetenvorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren,

die Fraktion der FDP bittet die Stadtverordnetenversammlung zu beschließen, dass der Bürgermeister als Straßenverkehrsbehörde gebeten wird, darauf hinzuwirken, dass in der Kronberger Straße – der Kreisstraße K 768 – zwischen der Einmündung der Straße »Am alten See« und dem Ende der Bebauung in Höhe des »Nikolaiweges« zur Reduzierung der dort aufkommenden Emissionen sowie zur Steigerung der Verkehrssicherheit und der Lebensqualität eine Tempo-30-Strecke ausgewiesen wird.

»Geht’s noch?« wird der eine oder andere hier im Saal sagen. Dann haben wir ja bald in der ganzen Stadt Tempo 30! Nein, haben wir nicht. Das geht auch gar nicht. Aber selbst wenn, wäre das so falsch?

Wir haben in Steinbach einen ganz erheblichen Anteil Durchgangsverkehre für die umliegenden Städte und Gemeinden. Nicht ohne Grund hat die Umleitungssituation während der Sanierung der Bahn- und Eschborner Straße den gewöhnlichen Verkehrsfluss in der näheren Region maßgeblich beeinträchtigt. In Kronberg zum Beispiel führte die Mehrbelastung am Sodener Stock dazu, dass dort das Ende der Bauarbeiten in unserer Stadt regelrecht herbeigesehnt wurde.

Steinbach ist dabei aber die mit Abstand am dichtesten besiedelte Gemeinde im ganzen Hochtaunuskreis. Selbst bundesweit gibt es nur 20 (!) Städte und Gemeinden, die mehr Einwohner je qm Fläche aufweisen als Steinbach. Darunter unter anderendie »Millionen- Städte« München, Berlin und Köln.

Gleichwohl will und muss Steinbach weiter wachsen! Wir entwickeln neue Baugebiete, siedeln eine Schule mit regionaler Klientel an, wollen unsere Sportstätten attraktiver machen und sind auf der Suche nach dringend notwendiger Gewerbeansiedlung. Das alles ist zwingend erforderlich!

Dem damit einhergehenden Verkehr und seinen Auswirkungen, kommt daher eine ganz entscheidende Bedeutung zu. Dieser wollen wir mit unserem Antrag Rechnung tragen.

Die Kronberger Straße ist nach der Bahn-/Eschborner Straße der mit Abstand am häufigsten befahrene Verkehrsweg Steinbachs. Sie durchläuft ausschließlich dichte Wohnbebauung, in der besonders viele Familien und Senioren leben.

Die Fahrradverkehrsdichte ist hoch. Der Radverkehr findet ausschließlich auf der Fahrbahn statt. Fahrradfahrer und Fußgänger haben an verschiedenen Stellen einen hohen Querungsbedarf.

Die Bürgersteige grenzen teils unmittelbar an die Hauseingänge und Gärten an. In dem Bereich zwischen der Einmündung »Am alten See« und dem Ende der Bebauung am »Nikolaiweg« ist die Straße sehr gut ausgebaut. Parkmöglichkeiten sind lediglich auf einer Seite ausdrücklich ausgewiesen.

Am Ortsausgang erlaubt die bestehende Ausbausituation Geschwindigkeiten, die nicht nur beim Ein- und Ausfahren in den Streckenabschnitt zu gefährlichen Situationen führen können.

Sämtliche in den Streckenabschnitt mündenden Straßen sind als verkehrsberuhigte Zonen ausgewiesen. Sie erfordern daher eine deutlich geringere Einfahrtgeschwindigkeit.

In dem gegenständlichen Verlauf befinden sich Bushaltestellen, über die die gesamte Schülerbeförderung aus dem Steinbacher Norden zu den weiterführenden Schulen abgewickelt wird.

Am Ende der Bebauung quert völlig ungesichert der »Nikolaiweg«, ein beliebter Fuß- und Radweg. Er wird insbesondere von Kindern und Jugendlichen auf dem Weg zu den Sportstätten, zu dem katholischen Kindergarten, der Phormsschule und zu den Schulen in Kronberg, Oberursel und Stierstadt genutzt. Und er ist ein beliebter Zuweg für alle Altersgruppen zu dem Naherholungsgebiet.

Sehr geehrte Damen und Herren, die Verwaltung hates über Jahre hinweg versäumt, durch einfachste Maßnahmen wie etwa baulichen oder zumindestoptischen Veränderungen, für eine Verengung der Fahrbahn in der Kronberger Straße zu sorgen.

Ein Fahrradstreifen, wie auf der Eschborner Straße,wäre ohne erheblichen finanziellen Aufwand schnell und einfach zu realisieren. Eine Querungshilfe am »Nikolaiweg« fehlt völlig.

Und, obwohl die Arbeiten in der Bahnstraße nunmehr bereits ein viertel Jahr abgeschlossen sind, warten die Anwohner noch immer auf die Markierung,der für das Blitzgerät weggefallenen Parkplätze. Diese sind für die gegenüberliegende Straßenseite zugesagt und wären als Begegnungszonen bereits geeignet, den Verkehrsfluss zu entschleunigen.

Ja, wir kennen auch die Argumente gegen jedwede Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung – wir haben sie auch heute zum Teil bereits gehört:schwierige Zuständigkeitsverteilungen aufgrund der Situation als Kreisstraße, geltende Regelgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometer ingeschlossenen Ortschaften und, es liegt kein tatsächlicher Unfallschwerpunkt und damitzumindest aktenkundig keine besondere Gefahrenlage vor!

Das alles rechtfertigt für die Kronberger Straße jedoch keineswegs ein »weiter so«. Wir dürfen nicht abwarten, bis tatsächlich etwas geschieht:

Der Anhalteweg eines Fahrzeuges ist bei 50 Stundenkilometern doppelt so lange als bei Tempo 30.

Schadstoffausstoß und die Lärmemissionen sind geeignet, die Gesundheit der Anwohner erheblich zu beeinträchtigen. Feinstaub und Lärm gelten als Krankmacher »ersten Ranges«.

Besonders in den Abend- und Nachtstunden sowie an den Wochenenden ist daher in dem bezeichneten Streckenabschnitt die Gesundheit der Anwohner erheblich beeinträchtigt bzw. gefährdet. Gärten können nur eingeschränkt genutzt werden, Fenster nachts nicht geöffnet werden.

Und schließlich dient die Straße auch der Abwicklung des Schwerlastverkehrs von und nach Eschborn, Oberursel und insbesondere Kronberg. Das Gewerbegebiet in Oberhöchstadt wird wesentlich durch die Kronberger Straße bedient. In Kronberg selbst ist die Zu- und Abfahrt durch die Wohngebiete aber in der Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduziert.

Warum soll das nicht auch in Steinbach gelten?

Tempo 30 führt in erwiesenen Maßen zu einer Verringerung der Luftschadstoffe. Die Feinstaubbelastung würde um mehr als 10% sinken. Die Lärmbelastung kann durch die beabsichtigte Verringerung der Geschwindigkeit um etwa 3 Dezibel reduziert werden. Das entspräche einem Lärmminderungseffekt, als wären nur noch halb so viel Lastkraftwagen, Autos und Motorräder unterwegs!

Steinbach muss nicht bedingungslos ein El Dorado für die durchfahrenden Verkehrsteilnehmer der umliegenden Gemeinden sein.

Obwohl es sich um eine Kreisstraße und damit um einen Verkehrsweg mit überörtlicher Bedeutung handelt, lässt es die Straßenverkehrsordnung durchaus zu, dass bei Vorliegen besonderer Umstände Geschwindigkeitsbeschränkungen angeordnet werden können.

So halten es auch die Straßenverkehrsbehörden in den umliegenden Gemeinden. InWeißkirchen werden sogar Stimmen laut, die über die bestehende Tempo 30 Regelung hinaus, ein vollständiges Nachtfahrverbot für LKW einfordern.

Sehr geehrte Damen und Herren, die Fraktion der FDP möchte den Verkehr auf unseren Durchgangsstraßen keineswegs verhindern. Wir wollen ihn aber für unsere Anwohner erträglich halten. Von Bedeutung für alle Beteiligten ist dabei doch nur, dass er unter Beibehaltung einer gleichmäßigen Geschwindigkeit flüssig bleibt. Eine möglichst hohe Durchfahrtgeschwindigkeit ist jedoch keinesfalls erforderlich.

Wir bitten daher um Ihre Zustimmung. Vielen Dank.