Wortbeitrag zum Thema Schließung des Jugendhauses von Werner Dreja am 17. 6. 2013
Rathauschef und Magistrat handeln – bis auf eine Gegenstimme unsozial. So ist es in einem Leserbrief in der Taunus-Zeitung zu lesen. Das sagt sich so leicht hin, und der Schreiber fühlt sich vermutlich zu dieser Aussage moralisch verpflichtet. Aber ist es wirklich unsozial, wenn wir das Jugendhaus schließen? Die Auseinandersetzung um das Jugendhaus beschäftigt seit Jahren die Stadtverordnetenversammlung. Man hat sich zu Gunsten des Jugendhauses entschieden, weil es eine wichtige soziale Einrichtung ist.
Mal sind es die Jusos, ein anderes Mal ist es die Junge Union, die sich für die Erhaltung des Jugendhauses einsetzen. Keiner fragt nach einer Rentabilitätsberechnung oder einer Kosten-Nutzen-Analyse. Das wäre ja auch unmoralisch und polemisch.
Steinbach leistet sich ein teures Jugendhaus, nimmt aber gleichzeitig die Hilfe des Landes Hessen in Anspruch. Ist es moralisch, wenn man Gebühren und Abgaben zumindest ansatzweise Kostendecken fahren will? Was sagt man dem Bürger, wenn Gewerbe- und Grundsteuer erhöht werden, um sich eine derartige teure Einrichtung leisten zu können. Ist es ethisch und moralisch zu verantworten, dem Bürger die Kosten für ein Jugendhaus zuzumuten, das nur von einer verschwindend kleinen Gruppe genutzt wird? Ich nenne es unsozial, wenn die Allgemeinheit für eine kleine Schar Jugendlicher zur Kasse gebeten wird. Das kann man dem Steinbacher Bürger nicht vermitteln. Die jährlichen Kosten für die Führung des Jugendhauses von 170.000 Euro geistern, seit wir über den Schutzschirm beraten, durch dieses Haus. Darf man bei dieser freiwilligen Einrichtung eine Kosten-Nutzen-Analyse überhaupt ansetzen? Ich meine, so lange diese einer solide Gegenfinanzierung unterliegt, haben diese freiwilligen Einrichtungen eine Berechtigung. Das ist aber im Steinbacher Haushalt auf Jahre hinaus nicht zu verwirklichen. Hier wird viel Geld ausgegeben, das wir nicht haben.
Eine Bemerkung zum Rettungsschirm, der auch vom Schreiber des Leserbriefes aufgegriffen wurde. Steinbach ist unter den Schirm des Landes Hessen gegangen, obwohl manchem in diesem Haus die Bedingungen als nicht erfüllbar erscheinen. Andere Kommunen haben den Schirm abgelehnt. Nunmehr müssen diese die gleichen harten Bedingungen erfüllen, ohne eine finanzielle Entlastung erhalten zu haben. Jetzt bedauern sie es, diese Gelegenheit verpaßt zu haben. Doch zurück zum Jugendhaus.
Anders als vor 20 oder 30 Jahren, als die Betreuung von Kindern und Jugendlichen noch nicht so ausgeprägt war wie heute, war es sinnvoll, eine derartige Einrichtung zu unterhalten. Heute jedoch haben wir eine Vielfalt von Betreuungsangeboten, die auch vom Bürger verlangt werden. Da sind Ganztagsbetreuungen staatlicher und privater Anbieter, Betreuung von Kindern unter und über drei Jahren, Caritative Einrichtungen bieten Nachhilfeunterricht und Vereine, die sich die Jugendarbeit ganz groß auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Es ist engstirnig gedacht, wenn man die Schließung eines zu teuer gewordenen Jugendhauses als das Ende der Betreuung und Förderung von Kindern und Jugendlichen für diese Stadt sieht. Es gibt eine Vielfalt von anderen Möglichkeiten. Wir müssen nach Alternativen suchen. Dazu sind alle Einrichtungen, Institutionen, Vereine und private Initiativen aufgerufen. Ein teures Jugendhaus kann sich Steinbach nicht mehr leisten, und die Kosten dafür sind dem Bürger nicht zuzumuten. Kinder- und Jugendarbeit wird durch die Schließung des Jugendhauses in unserer Stadt nicht zu Ende sein, sondern auch künftig Bestand haben.