Wortbeitrag zum Thema Kindersprach-Screening-Programm (KiSS) an allen Steinbacher Kindertagesstätten von Christine Lenz am 7. 5. 2012

07.05.2012

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Die Koalition möchte prüfen lassen, inwieweit das Kindersprach-Screening-Programm (KiSS) auch in der städtischen Kindertagesstätte Wiesenstrolche, der Evangelischen Kindertagesstätte Regenbogen und der Katholischen Kindertagesstätte St. Bonifatius eingesetzt werden kann.

Was ist eigentlich KiSS? (mit Küssen hat das nichts zu tun). Das Kindersprachscreening ist ein Verfahren zur Überprüfung und Beobachtung des Sprachstands durch pädagogische Fachkräfte in hessischen Kindertagesstätten. Ziel des Programms ist es, die Bildungschancen aller Kinder von Anfang an zu verbessern.

Das betrifft alle 4- bis 4½-jährigen Kindergartenkinder mit Deutsch als Muttersprache oder Deutsch als Zweitsprache. KiSS kann dazu dienen, Kinder objektiver einzuschätzen und Anhaltspunkte für die individuell notwendige Förderung auch im pädagogischen Alltag zu gewinnen.

Für die Durchführung des Sprachscreenings benötigt ein Erzieher oder eine Erzieherin ca. 20 Minuten Zeit. Die Fortbildung setzt sich zusammen aus insgesamt 6 Stunden Theorie und 2 Stunden Praxis. Außerdem wird Zeit benötigt, um mit Sprachexperten des Gesundheitsamtes die erforderlichen Absprachen zu treffen, und die Eltern von der Durchführung des Programms und die Ergebnisse zu informieren. Der Gesamtaufwand pro Kind wird im Schnitt mit weniger als 1 Stunde veranschlagt.

Laut einer Auswertung des Hessischen Sozialministeriums weisen 22,5 Prozent der Kinder deutscher Herkunft und 51,3 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund Sprachauffälligkeiten auf. Ein großer Anteil von diesen Kindern sind nicht in der Lage, altersangemessen Deutsch zu sprechen.

Wir wollen, dass alle Kinder Chancen für ihr späteres Leben haben, und die Grundlage dafür ist die Sprache. Wir in Steinbach müssen uns beim Spracherwerb der Kinder besonders anstrengen, denn in den Steinbacher Kindertagesstätten haben etwa zwei Drittel der Kinder einen Migrationshintergrund und rund vierzig Prozent der Kinder kommen aus Familien, in denen Arbeitslosigkeit und Armut herrschen.

Auch ich bin Mutter von einem Migrationskind, das schon im Kindergartenalter gestottert hatte. Damals habe ich bei der Kindergärtnerin um Rat gefragt und sie konnte mir nur sagen, dass das Stottern bestimmt bis zum Schulalter weg sein wird. Da ich mir aber unsicher war, bin ich zum Kinderarzt gegangen, der mein Sohn sofort zu einer Logopädin geschickt hatte. Nur durch die frühzeitige Behandlung war es möglich, dass das Stottern bis zu seiner Pubertät schließlich geheilt war. Ich wäre damals sehr froh gewesen, einen gezielten Rat von einer geschulten Kindergärtnerin bezüglich seiner Sprachstörungen zu bekommen.

Die Kindertagesstätte »Am Weiher« hat vor kurzem das »KiSS-Siegel« erhalten. Hier wird bereits sprachauffälligen Kindern mit dem Kindersprach-Screening-Programm erfolgreich geholfen. Durch die Ausweitung auf die städtische Kindertagesstätte Wiesenstrolche, die Evangelische Kindertagesstätte Regenbogen und die katholischen Kindertagesstätte St. Bonifatius sollen alle Kinder in Steinbach die Möglichkeit erhalten, ihre sprachliche Fähigkeiten und ihr Kommunikationsverhalten zu verbessern.

Und jetzt haben wir einen Antrag, der ausnahmsweise kein Geld und kaum Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Ausbildung und die Betreuung der Fachkräfte im Kindergarten werden nämlich vom Land Hessen finanziert.

Die Vorteile dieses Programms sprechen für sich: Fehleinschätzungen oder unentdeckten Entwicklungsrückständen im Bereich der Sprache werden vorgebeugt und eine Verbesserung von Bildungschancen aller Kinder wird gewährleistet.

Daher möchten wir gerne die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung für dieses Vorhaben haben.